Hessische Schweiz „P 4“

 

Premiumwanderweg 4

Silberklippe -491 m-
Salzfrau -471 m-
Schöne Aussischt -520 m-
Hohestein -569 m-
Hörne -523 m-

Hessische Schweiz / Hessen / Deutschland


 

Datum:                14.10.2009 und 24.05.2014
Weglänge:          15,5 Kilometer / 6,5 Stunden
Höhenmeter:      ca. 400 Hm
Ausgangspunkt: Hitzelrode

Da wir im August bereits am Hohen Meißner eine wundervolle Wanderung erleben durften, zog es noch einmal nach Nordosthessen, um dort die Premiumtour 4 zu erwandern. Im Vorfeld schien es uns zwar nicht möglich zu sein, dass die Tageswanderung am Hohen Meißner getoppt werden könnte, doch hier wurden wir eines Besseren belehrt. Ausgangspunkt für diesen fast unbeschreiblich schönen Tag war das kleine Örtchen Hitzelrode in der „hessischen Schweiz“. Der Begriff „hessische Schweiz“ erwies sich als durchaus berechtigt, obwohl die höchste Erhebung mit 569 m nicht gerade Alpenflair vermuten lässt. Doch der tolle Weg zeigt sich durch seine oftmals senkrecht abfallenden Berghänge, an denen wir mehrfach unmittelbar entlang geführt wurden, zwischenzeitlich als alpin. Die hessische Schweiz ist eines der größten Bergsturzgebiete Deutschlands. Um es jetzt schon vorweg zu nehmen: Der Tag war grandios.
Mancher Leser mag sich eventuell fragen: „Warum sind 6,5 Stunden für die 15,5 Kilometer Wegstrecke angegeben?“ Diesen Weg muss man genießen, es gibt so viel zu sehen, zu erkunden und zu lernen; da ist es einfach zu schade, um diesen Weg einfach nur abzulaufen.

 
Wanderparkplatz Hitzelrode

Nun aber zur Wanderung. Wie schon erwähnt starteten wir in Hitzelrode. In der Ortsmitte dieses romantischen Örtchens befindet sich unübersehbar der Wanderparkplatz für den Premiumwanderweg 4. Von hier folgten wir nun dem Wanderzeichen „P4“, was sich auch den ganzen Tag nicht ändern sollte.
Durch den Laubwald

An ein paar Häusern vorbei gelangten wir so an den südöstlichen Ortsrand von Hitzelrode. Nun zweigten wir nach links in den lichten Laubwald ab. In guter Steigung ging es auf einem kleinen Waldweg den ersten Anstieg hinauf. Es galt nun 130 Höhenmeter zu erzwingen. Nach einer kurzen flacheren Passage wanderten wir am Hang des „Langen Tals“ weiter auf dem schmalen Weg den Berg hinauf. Dann war auch schon die Höhe erreicht und wir hatten einen etwas breiteren, flachen Waldweg erreicht. Hier folgten wir der Beschilderung „Silberklippe / P 4“ nach rechts. Unser Weg sollte uns später wieder an dieser Stelle vorbeiführen, da der Verlauf vom „P 4“ eine Art „8“ beschreibt. Schon nach etwa 3 Minuten war der Rastplatz „Gobert“ mit einer Höhe von 484 Metern erreicht.

Rastplatz Gobert mit seinem Wegweiserbaum

 
Hier war neben einer kleinen Schutzhütte ein gewaltiger Schilderbaum vorhanden, der ein Verlaufen unmöglich machte. An dem Rastplatz hielten wir uns wieder rechts und zweigten dann bereits nach wenigen Metern erneut nach rechts in einen schmalen Waldpfad ab. Dieser führte uns zunächst zu dem Blitzstein, einem Gedenkstein, der an den Bürger Bold erinnerte, der am 20.06.1882 dort vom Blitz erschlagen worden war.

Der Blitzstein


Das Franzosengrab

Einige Meter weiter stießen wir dann auf das Franzosengrab, wo zwischen 1806 und 1813 ein französischer Soldat seine letzte Ruhe fand. Nun beschrieb der Weg einen 90° Knick nach links und wenig später war die Willi-Schein-Hütte  erreicht. Die gemütliche Schutzhütte stand direkt an einer östlichen Abbruchkante mit einer gigantischen Aussicht in Richtung des Hohen Meißners.

Aussicht von der Willi-Schein-Hütte

Einen genialeren Platz hätte man für eine Schutzhütte wohl kaum finden können. Nachdem wir uns von dieser Aussichtskanzel losreißen konnten, ging es gegenüberliegend wieder in den lichten Buchenwald hinein. Schnurstracks ging es durch diesen hindurch, bis wir auf einen forstwirtschaftlichen Weg trafen. Dieser musste nur kurzfristig nach links gefolgt werden, bis uns unser Weg wieder auf einen schmalen Pfad führte. So erreichten wir dann den Aussichtspunkt „Silberklippe“ mit einer Höhe von 491 m.

An der Silberklippe

Erneut bot sich ein atemberaubender Blick. Diesmal jedoch in Richtung Südosten. Der Aussicht reichte weit nach Thüringen hinein, wobei  der Blick auf das hessische Werratal, Schloss Wolfsbrunn, dem Werratalsee und über das Städtchen Eschwege auch nicht zu kurz kam. Auf der Bank an diesem Aussichtspunkt musste erst einmal eine Brotzeit eingelegt werden. Nach der ausgiebigen Rast liefen wir in Richtung Norden auf dem „Grenzweg“ weiter. Direkt an der hessischen / thüringischen Landesgrenze schlängelte sich der Grenzweg durch den Baumbestand. Rechter Hand war auffälliger Weise immer eine breite Schneise vorhanden.

Udo an einer ehemaligen DDR-Grenzsäule

Grenzstein zur ehemaligen DDR (von Osten aufgenommen)

Bei dieser handelte es sich um den noch heute deutlich sichtbaren Grenzverlauf zur ehemaligen DDR. Wer hier ein wenig aufmerksam läuft kann noch mehrere DDR-Grenzsteine, sowie die schwarz-rot-gelb gestrichenen Betonsäulen erkennen, auf denen  früher die Metallwappen der Deutschen-Demokratischen-Republik montiert waren. Mit einem 90 ° Knick nach links entfernten wir uns schließlich zunächst von der Landesgrenze und erreichten nach wenigen Metern wieder den Rastplatz „Gobert“. Der südliche Bereich des P 4 war damit abgeschlossen und nun sollten noch zahlreiche Höhepunkte folgen. Ohne nennenswerten Höhenverlust ging es, vorbei an unserem Zustieg von Hitzelrode in knappen 10 Minuten zur „Salzfrau“ mit einer Höhe von 471 m.

 

An der Aussichtskanzel Salzfrau

Erneut einem Aussichtpunkt an einer nach Westen gerichteten Abbruchkante des Kalksteinmassivs. Man mag die Superlativen ja nicht zu oft gebrauchen, aber auch diesen Platz kann man wieder nur mit „grandios“ und „sensationell“ beschreiben. Der Blick schien schier endlos in die hessische Mittelgebirgslandschaft zu reichen; dominiert  vom Hohen Meißner. Und nun reihten sich die Aussichtspunkte nur gerade so auf. Alle paar Minuten zeigten sich grandiose Blicke über die herbstliche Landschaft hinweg. Auf dem Waldpfad wurden als nächstes die Klippen direkt oberhalb von Hitzelrode erreicht, die sich „Pferdeloch“ nannten.

Am Pferdeloch

Hier zeigten sich auch deutlich die senkrechten Kalksteinwände, Felsrippen und Schluchten. Kurz darauf standen wir am „Wolfstisch“, einem von der Natur erschaffenen Steintisch,

Der Wolfstisch

Aussicht vom Wolfstisch

der mit einem Baum verwachsen schien. Dass auch von hier wieder ein betörender Ausblick vorhanden war, muss sicherlich nicht mehr erwähnt werden. Kaum hatten wir diesen tollen Ort verlassen, standen wir vor einem eigentümlichen Bauwerk; einem Turm? Nein! Es handelte sich um das Industriedenkmal „Kalkofen“.

Der Kalkofen, ein Industriedenkmal

Hier hatte man Ende des 2. Weltkrieges diesen Kalkofen erbaut und versucht Brandkalk herzustellen, was jedoch nicht gelungen war. Nun verloren wir auf unserem gemütlichen Waldpfad ein wenig an Höhe. Immer wieder zeigten sich rechter Hand dabei historische Grenzsteine. Als wir schließlich eine Wegekreuzung erreichten, bestand die Möglichkeit einen kurzen Abstecher zum gut erhaltenen, ehemaligen Grenzstreifen zu machen. Neben einer Erinnerungstafel zur Grenzöffnung und einer Schutzhütte (Sägewerk) konnte hier noch der ehemalige Metallgitterzaun der DDR-Grenzanlage besichtigt werden.

Reste des alten Grenzzaunes

Infotafel am Grenzzaun

Der ehemalige Grenzstreifen

Erschreckend wie stabil, hoch und engmaschig der Zaun war. Auffällig, dass der Zaun nur von der Westseite demontiert werden konnte, da hier die Muttern der Verschraubungen angebracht waren. Auch der betonierte Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen ist hier noch ausnahmslos erhalten.

Historische Grenzsteine am Wegesrand

Nachdem wir die Informationstafeln genau studiert hatten begaben wir uns wieder auf „unseren“ Wanderweg „P 4“ (man hätte auch den Kolonnenweg weiter laufen können und wäre später wieder auf den P 4 gestoßen). Nachdem wir zuvor an Höhe eingebüßt hatten, liefen wir nun auf einen forstwirtschaftlichen Weg in gemütlicher Steigung durch den Hallenwald. Es dauerte nicht lange, bis uns die Wandermarkierung nach rechts in einen ansteigenden Holweg führte. Schnell wurde dann wieder deutlich, dass der ehemalige Grenzverlauf erneut in unmittelbarer Nähe lag. Nach einem scharfen Linksknick erreichten wir nun auf einem schmalen Pfad, parallel zu einer steil abfallenden Felskante, schon den Aussichtspunkt „Schöne Aussicht“.

Sagenhafter Blick von der - Schönen Aussicht -

Dieser hatte eine Höhe von 520 Metern. Der Ausblick war erneut unbeschreiblich schön. Die Blickrichtung ging von hier in Richtung Nordwesten. Vor uns ein herbstlicher Waldkessel, der im Werratal endete. Einfach nur toll. Der beißende Wind ließ uns hier nicht lange verweilen. An der ganz in der Nähe liegenden Schutzhütte liefen wir rechts vorbei und passierten anschließend eine vom Wald umgebene Weide. Von dort waren es nur etwa 50 Meter bis zum höchstgelegen Punkt unserer Wanderung; dem Hohestein mit einer Höhe von 569 Metern.

Vom Hohestein mit Blickrichtung Bad Sooden

Auch hier wieder Ausblicke soweit das Auge reicht. Unter uns, auf einer herbstlich bewaldeten Kuppe, zeigte sich dabei das Schloss Rothestein. Auch Bad Sooden-Allendorf und das Werratal waren bei dieser schönen Aussicht mit eingefasst. Zurückging es nun zur der bereits erwähnten Wiese. An deren westlichen Rand ging es nun, deutlich an Höhe verlierend, bis auf 450 Meter hinab.

Alpines Gelände im Bereich der Hörnelücke

Anschließend richteten wir uns wieder in Richtung Norden, um auf einem „alpinen“ Pfad den Felssporn des Hohesteins zu umlaufen. So erreichten wir die Hörnelücke; den Sattel zwischen dem Hohestein und unserem letzten Berg für diesen Tag, die Hörne. Immer entlang an einer rechts gelegenen Felskante gewannen wir wieder deutlich an Höhe. Schließlich flachte der Waldpfad ab und mit Erstaunen stellten wir fest, dass wir uns bereits auf Höhe des zuvor gesehenen Schlosses Rothestein befanden.

Blick auf Schloss Rothestein

Weiter folgte der Weg immer direkt an den senkrecht abfallenden Wänden, bis auch schon die Hörne -523 Meter- erreicht war. Diese letzte Aussichtskanzel des Tages war dann auch ein gebührender Abschluss vor unserem Abstieg nach Hitzelrode. Werratal und Bad Sooden-Allendorf lagen uns zu Füßen.

Von der Hörne dieser tolle Blick

 Und wir hatten eine Fernsicht, wie es nur so ein kühler Herbsttag richten konnte. Auf der Windgeschützten Rastbank wurde die letzte Pause das Tages eingelegt und der Ausblick förmlich aufgesogen. Dann hieß es aber „Abstieg“. Auf dem durchweg super markierten Weg wanderten wir schließlich durch einen lichten Buchenwald in Richtung Hitzelrode hinab. Nach etwa 2,5 Kilometern war auch schon der Ortsrand von Hitzelrode und anschließend unser Ausgangspunkt erreicht.

 
Von Hitzelrode noch einmal der Blick hinauf zur Salzfrau (rechts) und Pferdeloch (links)

Fazit:
Wundervolle Wanderung mit unzähligen, grandiosen Aussichtspunkten in einem deutschen Mittelgebirge, die nur schwer übertroffen werden kann. Für uns die schönste Mittelgebirgswanderung, die wir bis jetzt erwandern durften. DANKE.

Kindertauglichkeit:
Kinder sollten ausreichend Kondition für die Weglänge von über 15 Kilometern haben. Weiterhin sollten Eltern ihre Kinder eindringlich auf die Gefahren der steilen Abhänge hinweisen. Für unseren Sohn (11 Jahre) war es ein absolutes Erlebnis; er war begeistert.

Hundetauglichkeit:
Geniale Hundewanderung. Allerdings muss ausreichend Wasser mitgeführt werden, da keinerlei Bäche passiert werden!!